2. Augenärztlicher Einsatz in Burkina Faso, Hospital de Léo vom 30.11.-14.12.2019
Teilnehmer:
Dr. Andrea Huth (Teamleitung, Ophthalmochirurgin)
Dipl. med. Marina Müller (Ophthalmochirurgin)
Dr. med. Gisela Meister (Augenärztin)
Gabi Bolze (OP-Schwester)
Alex Rüger (Assistenzarzt)
Kurz vor dem 1. Advent war es soweit: der 2. augenärztliche Einsatz für Léo konnte beginnen. Wir starteten als 5-er Team und mit 10 bis oben hin vollgepackten Koffern früh um 6:45 Uhr ab Berlin Tegel in winterlichen Temperaturen. Abgesehen von einem herrenlosen Koffer, der die Security am Flughafen beschäftigte und durchaus für Kurzweil sorgte, klappte alles reibungslos, sodass wir am späten Nachmittag im 37°C warmen Ouagadougou landeten und mit Hilfe von Omar (Direktor der Klinik in Léo) erneut den Zoll ohne Komplikationen passieren konnten. Ich erwähne diesen Fakt ganz bewusst, da ich in den Jahren zuvor selten so gute Erfahrungen und Unterstützung kennengelernt habe. Vorbereitend waren bereits im Juli mehrere Pakete für Léo mittels Container verschifft worden, darin befanden sich z. B. ein Refraktometer, 2 Bildschirmlesegeräte, ein Brillenkasten, ein Scheitelbrechwertmesser und diverse gespendete Instrumente für den augenärztlichen Bedarf. Die Beschaffung der Arbeitserlaubnis erfolgte zuverlässig im Vorfeld durch Omar.
Mit 2 Jeeps fuhren wir im Anschluss gleich nach Léo. Nach einem leckeren Abendessen und der Ankündigung von reichlich Patienten planten wir für den Folgetag (Sonntag) 9:00 Uhr den Aufbau der Geräte und den Beginn der Untersuchungen.
Am 01.12. konnten wir alle verschifften Pakete aus dem neuen Lagergebäude holen, um sie auszupacken und die Untersuchungsgeräte aufzubauen. Vorbildlich ist im Lager alles nach Fachrichtungen sortiert, alle Pakete samt Inhalt waren vom Transport unbeschädigt, sodass wir in relativ kurzer Zeit einsatzfertig waren und mit den Untersuchungen beginnen konnten. Als Übersetzer wurde uns für die erste Woche wieder Somailla (einheimischer Ophthalmic officer) zur Seite gestellt, da wie im letzten Jahr alle Augenärzte zu einem großen Kongress im Ausland weilten (ab der 2. Woche erwarteten wir dann einheimische Kollegen zum Hospitieren, so wie es auch an die Arbeitserlaubnis gebunden ist. Leider ist jedoch niemand erschienen). Außerdem standen uns abwechselnd einheimische Angestellte in der Ambulanz für Übersetzungen und Vorbereitungen zur Seite.
Ab dem 2. Tag starteten wir im OP, der uns für die Dauer des Einsatzes nahezu uneingeschränkt zur Verfügung stand. Die Position des „Springers“ im OP wurde sehr zuverlässig vom einheimischen Personal übernommen, ebenso die Aufbereitung und Sterilisation der Instrumente.
Insgesamt wurden in der Zeit vom 01.12.-13.12.2019 508 Patienten untersucht, 53 Katarakt-OPs durchgeführt und ca. 200 Brillen mit Refraktion ausgegeben. Für den nächsten Einsatz wurden bereits 55 Patienten zur Katarakt-OP vorgemerkt. Leider kann jedoch nicht jedem Patienten mit Augenproblemen geholfen werden: 10 % der Patienten leiden am Glaukom (erhöhter Augendruck), der mit unseren derzeitigen Möglichkeiten nur konservativ therapiert werden kann. Hier planen wir z. B. perspektivisch die Anschaffung eines CPC-Lasers.
13 Patienten wiesen so komplizierte bzw. komplexe Problematiken auf, dass sie an die Universitätsklinik Ouagadougou verwiesen werden mussten. Ein junger Patienten mit kritischer Allgemeinsituation, der dies leider ablehnte, ist sogar kurzfristig an den Auswirkungen seiner Erkrankung verstorben.
Am letzten Tag erfolgt mit dem Team der Klinik in Léo wieder eine Auswertung der zwei Wochen sowie eine sehr herzliche Abschiedsparty mit Geschenken. Neben diesem schönen Abschluss hatten wir durch das dazwischenliegende Wochenende und einen Feiertag (10.12.) gute Gelegenheit, Land und Leute kennenzulernen. So besuchten wir u. a. die lokale Geburtsstation (Maternity) in Léo, ein katholisch geführten Krankenhaus mit italienischer Kooperation, die von „Operieren in Afrika“ unterstützte Schule und die Sheabutter-Produktionsstätte. Auf dem lokalen Markt war Gelegenheit Souvenirs zu erwerben, auch besprachen wir das Müllproblem in Burkina Faso sowie das angedachte Sammel-und Entsorgungsprojekt. Am Tag der Rückreise hatten wir die Möglichkeit, in Ouagadougou mit Dr. Sankara (Augenarzt und Vorsitzender der Ophthalmologen in Burkina Faso) über die Situation in Léo sowie mögliche Kooperationen zu sprechen.
Anschließend wurden wir zuverlässig zum Flughafen zurückgebracht, wo wir gegen 22:00 Uhr müde, aber angefüllt mit vielen positiven Eindrücken den Rückflug antraten. Am 15.12. früh endete dann dieser 2. Einsatz wieder bei winterlichen Temperaturen in Berlin Tegel.
Zusammenfassend waren die Rahmenbedingungen und die Zusammenarbeit mit dem einheimischen Team in Léo wieder sehr gut. Die Patientenanzahl unterstreicht den augenärztlichen Bedarf in der Region, was sowohl vom Klinikpersonal als auch von Dr. Sankara bekräftigt wurde. Zudem wurden sowohl Interviews als auch ein Videobeitrag über unseren Einsatz in Léo durch örtliche Medien gedreht und ausgestrahlt.
Um nicht nur der sprichwörtliche „Tropfen auf den heißen Stein“ zu bleiben ist weiterhin geplant, Geräte für Léo anzuschaffen, die auch in unserer Abwesenheit von einheimischen Kollegen genutzt werden können und sollen (z. B. Ultraschallbiometrie zur Berechnung der Kunstlinsen, Phako-Technologie, CPC-Laser u.a.). Dies erfordert aber eine Zusammenarbeit mit lokalen Augenärzten, welche z. B. in Form von Schulungen vor Ort oder auch als Hospitation in Deutschland stattfinden kann. Wir hoffen, dass die Gespräche mit Dr. Sankara dafür der erste Schritt waren und dass damit in Zukunft eine nachhaltige Kooperation entstehen kann.
Ich bedanke mich herzlichst bei meinem Team und allen Unterstützern
Dr. Andrea Huth
Sponsoren:
Interplast Germany e.V.
Operieren in Afrika e.V.
Humanoptics
Geuder
Bausch & Lomb
Augenklinik Chemnitz
Optiker Mohr, Chemnitz
Fielmann
Mütterkreis Glauchau
Klinikum Glauchau
Prof. Duncker
Prof. Hammer
Berufsförderungswerk Halle
Universitätsklinikum Halle
sowie viele private Brillen-Spender